Aus gegebenem Anlass bzw. weil es mir schon lange auf den Sack geht und mir erst vor einigen Tagen ihr Gesicht mal wieder aus einer bekannten Boulevardzeitung entgegengesprungen ist, muss ich ein paar Takte zu dieser hochnotpeinlichen Schwafeltitte Lady Bitch Ray verlieren. Okay - dass besagte Dame vor jedem öffentlichen Auftritt ihre Menschenwürde an der Garderobe abgibt ist zunächst mal ihre Sache und darüber will ich mich auch nicht groß auslassen.
Aber was mich aufregt ist die öffentliche Wahrnehmung dieser profilneurotischen Paradiesvögelpussy. Was zum Fick macht diese Tille so interessant für BLÖD-Zeitung & Konsorten?! Ich mein, wenn die Frau gerne rumerzählt, dass sie gerne Schwänze bläst und sich von fast jedem ficken lässt, dann hebt sie das zunächst mal nur auf das doch eher niedrige Niveau einer beliebigen 10€-Nutte, die bei "Vera am Mittag" über ihr Sexleben plaudert, das kann es also nicht sein. Dass Lady Bitch Ray dann irgendeinen halbsektiererisch anmutenden "Vagina-Style"-Magerquark drumherum dichtet und ihr doch eher althergebrachtes Nutten-Tun als Lifestyle und "neues weibliches Selbstbewußtsein" propagiert lässt einen dann erstmal Aufhorchen, und ein eher einfältiger Zuschauer mag jetzt schon ehrfürchtig erblassen - aber bei genauerer Betrachtung ist das halt auch nur eine Seifenblase. Letzten Endes läuft Lady Bitch Rays Vagina-Style-Gefasel darauf hinaus, dass Mädchen gefälligst so selbstbewusst sein und sich ihre Stecher selber aussuchen sollen. Aha. Mit Verlaub, Frl. Bitch, aber das ist seit Ende der 80er spätestens stinknormaler Alltag, das ganze als Novum verkaufen zu wollen ist schon etwas dreist.
Und wahrscheinlich würde sich auch völlig zu Recht keine Sau für eine mäßig talentierte Möchtegern-Feministin vom Bitch-Ray-Kaliber interessieren, wenn die Dame nicht - Trommelwirbel - Linguistik-Dozentin wäre! Nein! Ein Raunen geht durch das eindimensional denkende Deutschland! Mit einem Mal ergibt alles einen Sinn! Bzw. sollte einen Sinn ergeben, denn jemand mit Doktor-Titel quatscht ja nicht irgendeinen Scheißdreck daher... glaubt jedenfalls der durchschnittlich dämliche Journalist, und wenn Bitch Ray demnach "Fotze" oder "Ficken" sagt, dann ist das nicht die unflätige Äußerung einer x-beliebigen, nach Aufmerksamkeit jaulenden Talkshow-Schickse, sondern die konsequent durchdachte Nutzung eines jugendsprachlichen Jargons, mit dem Zweck - äh, ja, welchem eigentlich? Hier hört es nämlich schon auf.
Denn ob nun Doktorin, Doktorandin oder doch nur wissenschaftliche Hilfskraft, was auch immer Bitch Ray an der Uni macht, es hat nichts mit ihrem würdelosen öffentlichen Auftreten zu tun. Vereinfacht ausgedrückt: Eine Nutte ist eine Nutte, und dass sie erklären kann was ein Nullmorphem ist oder wo der Unterschied zwischen einer konversationellen und einer konventionellen Implikatur liegt hat keinerlei Einfluss darauf wie, ob und wann sie einen Schwanz bläst.
Das ganze Bitch-Ray-Brimborium zeigt wiedermal wie blöde dieses Land ist und wie einfach es sich verarschen lässt. Die Formel, von der Bitch Ray nutznießt, ist simpel: man nehme eine Stereotype (in diesem Fall eine nymphomanische, großmäulige Rotzgöre, die nix kann außer sich ficken zu lassen), erweitert es um einige (nicht minder klischeehafte) Infos, die das Klischee aufzubrechen scheinen (in diesem Fall mit der Tatsache, dass die großmäulige Rotzgöre studiert hat), und schon staunt Deutschland: Boah. Ne große Fresse haben und doch Linguistik-Dozentin sein. Das sowas möglich ist, voll krass ey.
Übrigens funktioniert die Formel natürlich auch umgekehrt; das wäre in diesem Falle dann z.b. die strenge Linguistik-Dozentin, die in ihrer Freizeit als Domina arbeitet.
Aber was soll's. "In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein", sagte der Pop-Art-Künstler Andy Warhol vor einigen Jahren. D'accord. Und ich sehe zu, wie Bitch Ray sich von Harald Schmidt "Fotze" nennen lassen muss und vergesse doch glatt auf die Uhr zu schauen!