Nachdem "Im Fadenkreuz" nun im Presswerk ist und ich endlich wieder so etwas wie Zeit hatte, hab ich mal kurz geguckt, was in der sog. "Hiphop-Szene" so alles abläuft und musste feststellen, dass sie anscheinend von einer Epidemie befallen ist. Anders kann ich mir den neusten Trend, der Welt mitzuteilen, dass man aufhört mit Rap, nicht erklären. Erst löst sich Optik Records auf (kannte bis auf Kool Savas niemanden davon), dann verlässt ein gewisser Manuellsen (never heard of) das sog. "Game" (Hiphop-Truehead-Fachterminus, yeah), Royal Bunker hat dichtgemacht und Eko Fresh hat ja schon vor einiger Zeit gesagt, dass er das mit dem Rappen nunmal lieber sein lassen wird.
Dass natürlich die ganzen nixblickenden Kellerkids in diversen Internetforen ihren sinnlosen Senf dazugeben müssen ist klar, neben dem typischen Haten ("Gut, dass der aufhört") und klugkacken ("Ist doch eh nur Promo") kommt noch typisch deutsches Weltuntergangsdenken dazu: "Deutschrap geht den Bach runter, die Ratten verlassen das sinkende Schiff" usw. Diverse Fakten um einbrechende Verkaufszahlen untermauern diese (R)apokalypse allerdings: Rap ist längst nicht mehr die coole Möglichkeit, schnell gutes Geld zu machen. Ist ja auch logisch: Egal wie dick die Titte ist, wenn ihr soviele Leute die Milch raus lutschen ist klar, dass am Ende nur noch Blut kommt, und aus den prallsten Monstermöpsen wird letztlich ein schlaffes Euter, das bis zum Knie baumelt.
Und seien wir mal ehrlich: es gibt soviele Rapper in Deutschland, dass es einer Seuche gleichkommt. Jeder kann sich für ein Monatsgehalt ein Studio zusammenkaufen, eine Myspace-Seite machen und das ganze dann "Label" nennen und erzählen, dass er die tightesten Flows von allen hat. Rapper, auch gute Rapper, gibt es wie Sand am Meer, herausragende dagegen nur sehr wenige.
Frage in den Raum gestellt: Was macht einen herausragenden Rapper aus?
"Tighte Flows mit Doublerhymes, die er auf dopen Beats droppt", ruft der Chor der Hiphop-Schwuchteln.
Falsch, ganz falsch. Ein herausragender Rapper funktioniert zunächst mal unabhängig von seinem Können, über seinen Namen. Kool Savas, Frauenarzt, Kaisa, Sido, Samy Deluxe, das sind Künstler, deren Künstlername zugleich eine Marke ist, damit assoziieren die Leute etwas. Wie gut diese Leute rappen ist dabei völlig egal, Fakt ist, man diskutiert darüber, ob sie gut rappen, und das bis zum Exzess. Ein herausragender Rapper polarisiert die Gemüter, er wird entweder geliebt oder gehasst und hat damit dem farblosen, uninteressanten und diskussionsunwürdigen Durchschnittsrapper nicht einiges, sondern alles voraus.
Das ist natürlich erstmal eine schlechte Nachricht für die ganzen Newcomer, die nächtelang Doubletime auf 90-BPM-Beats geübt und Zeilen mit Achtfach-Rhymes geschrieben haben, um sich irgendwann zum neuen Rapking krönen zu lassen, aber so läuft diese Geschichte nunmal. "Das ist ungerecht!" wird mancher jetzt sagen. Richtig.
Aber seit wann ist das Leben gerecht?
Wenn das SEK vor der Tür steht
vor 16 Jahren